Als die Philosophie in die islamische Welt eintrat, reiste sie zusammen mit anderen griechischen Wissenschaften, darunter auch der Medizin. Dies hilft zu erklären, warum so viele führende Philosophen, die Arabisch schrieben, ausgebildete Ärzte waren. Eine nach wie vor unterschätzte Folge der Verflechtung dieser beiden Disziplinen war der medizinische Ansatz, den einige Autoren aufnahmen, wenn sie über Ethik schrieben. Nach dem Vorbild der medizinischen Autorität Galens, stellten sie Laster als eine Art Krankheit und Tugend als „Gesundheit der Seele“ dar. Im Vortrag wird dafür argumentiert, dass den Autoren mehr als nur eine Analogie oder Parallele zwischen Medizin des Körpers und Ethik vorschwebte. Vielmehr hielten sie die Ethik, wenn sie sie als „spirituelle Medizin“ bezeichneten, durchaus wörtlich für eine weitere Art von Medizin, für die Seele anstatt für den Körper, die einen Ausgleich zwischen psychologischen Kräften sucht und nicht zwischen Körpersäften.