In der Geschichte der römischen Antike und mehr noch nach dem Ende des weströmischen Reiches begegnen wir immer wieder dem Phänomen, dass Objekte und staatlich geschaffene oder auch nur verwaltete Ressourcen in neuem Kontext weitergenutzt oder unter Aufgabe ihrer ursprünglichen Funktionsbestimmung neu bzw. anders genutzt werden. Dieses bisher kaum systematisch untersuchte Phänomen der Umnutzung hatte vielfältige juristische und fachwissenschaftliche Implikationen, insofern es einen vorherigen Rechtszustand neu zu definieren oder zu überwinden galt und ein neuer, langfristig wirksamer Nutzungskontext rechtlich zu begründen war.

Der Workshop soll diese Thematik hinsichtlich der Inbesitznahme, Weiter- und Umnutzung von Grundbesitz, Gebäuden und Infrastrukturen multidisziplinär und epochenübergreifend ergründen. Dazu sollen grundsätzlich wie anhand konkreter Beispiele typisch römische Nutzungsformen thematisiert und die Kontexte ihrer späteren Umnutzung diskutiert werden. Rechtstexte, Gromatikerschriften und archäologische Befunde erlauben hierzu ebenso grundlegende Aussagen wie mit Blick auf nachrömische Entwicklungen die Überlieferung relevanter antiker Texte, Urkunden sowie kirchliches Schrifttum interessante Einblicke in folgenreiche Transformationsprozesse gestatten.

Program

23.6.2016
09:00 - 09:15
Zur Einführung in das Thema
Stefan Esders
Cosima Möller
09:15 - 10:10
The transformation of Hadrian's Wall: from pagan war zone to Christian kingdom
Ian Wood
10:10 - 11:05
Der Schutz der Bodennutzung und seine Umgestaltung in der römischen Provinz
Lennart Griese
11:05 - 11:30
Kaffeepause
11:30 - 12:20
Um-Bauforschung an der sogenannten Attius Philippus-Mauer in Side (Pamphylien)
Katja Piesker
12:20 - 14:20
Mittagessen
14:20 - 15:10
Kommentieren und zerstückeln. Die Agrimensorentexte in der palatinischen Redaktion des 9. Jahrhunderts
Jens-Olaf Lindermann
15:10 - 16:00
Legitima mensura. Fußmaße als Zeugnisse für Weiter- oder Neunutzung von Wirtschaftsfluren im frühmittelalterlichen Baiern?
Irmtraut Heitmeier
16:00 - 16:20
Kaffeepause
16:20 - 17:10
The Roman Roads in Anglo-Saxon Charters ‒ Demarcation and Usage
Mateusz Fafinski
17:10 - 18:00
Nov. Val. XIII (445 AD): Private appropriation of public infrastructures in late Empire’s Numidia
Marguerite Ronin
18:00 - 18:10
Pause
18:10 - 19:00
Die spanischen Flüsse als Wasserwege seit der römischen Zeit bis zum Mittelalter: Quellen für das Studium ihrer Nutzung und Umnutzung
María Josefa Castillo Pascual
24.6.2016
09:00 - 09:50
Ein Straßenneubau ritu Romano im ducatus Baiuvariorum – Beispiel für die Weiternutzung römischer Verkehrsinfrastruktur in der ehemaligen Provinz Raetia
Bernd Steidl
09:50 - 10:40
Kastell und Kloster - Das Beispiel des heiligen Magnus von Füssen
Bernd Stephan Ridder
10:40 - 11:05
Kaffeepause
11:05 - 11:55
Herrenchiemsee: Eine bayerische Klostergründung auf römischen Überresten
Maximilian Diesenberger
11:55 - 12:45
Augsburg und das Straßennetz im Voralpengebiet: Zur frühmittelalterlichen Transformation der Raetia secunda
Stefan Esders
12:45 - 12:55
Pause
12:55 - 13:30
Zusammenfassung | Schlussdiskussion
Michael Rathmann